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Lesungen aus der Kinderbuchsammlung

von Luca Beeler (Kurator), Cédric Eisenring (Künstler) sowie Carmen Tobler (Kunsthistorikerin und Buchgestalterin) und eingeladenen Gästen

Sonntag, 30.9., von 17–20 Uhr

Mit:

Titziano Aramburo (Architekturstudent), Ludwig Bader (Schriftsteller), Maximiliane Baumgartner (Künstlerin), Otto Bonnen (Kunsthistoriker), Markus Bührend (FSJ), Stephan Dillemuth (Künstler), Anna Fehr (Künstlerin), Michèle Graf/Selina Grüter (Künstlerinnen), Leo Heinik (Künstler), Doris Koopmann (Kulturpädagogin), Leo Lencsés (Galerist), Jonathan Penca (Künstler), Hannah Schutsch (Schauspielerin), Sarah Schrenk (Pädagogin), Alex Wissel (Künstler) und Kinder und Jugendlichen des Fahrenden Raum.

 

Kinderbücher sind Narrative, die von Erwachsenen ins Kinderzimmer gebracht werden. In dieser intimen Umgebung und begleitet durch die Stimme der Lieben werden sie vermittelt und überschreiten dennoch die geschützte Sphäre des Privaten in Richtung eines sozialen Raumes. Kinderbücher gehen mit einem ganzen Bündel von Erwartungen und Hoffnungen einher: mit der romantischen Vorstellung des Ursprünglichen und «dem kindlich Naiven», mit aufklärerischer Erziehung oder mit der Entdeckung des Kindes als utopische Masse. Sie demonstrieren eindrücklich, wie sehr diese Narrative den Idealen und Vorstellungen von Kindheit und der Idee einer gesellschaftlichen Zukunft unterliegen.

Die Sammlung von Luca Beeler (Kurator), Cédric Eisenring (Künstler) und Carmen Tobler (Kunsthistorikerin und Buchgestalterin) umfasst eine Auswahl von Bilderbüchern aus den 1960er und 1970er Jahren. Aus überfüllten Bibliotheken ausgesonderte Doubletten; Kinderbücher, die aus dem ekstatischen Fokus und der Verwahrung sammelnder Liebhaber gerieten; oder Bilderbücher aus verlassenen Kinderzimmern zurückgelassener Eltern; ihnen sind die Spuren unzähliger Kinderhände eingeschrieben. Flecken in den Fasern des Papiers oder erregte Kritzeleien über aufwändigen Druckverfahren zeugen von der einstigen Konfrontation dieser Geschichten mit einer Generation, die längst erwachsen geworden ist.

 

 

Die Kinderbücher trugen die Dynamiken der ausgehenden 1960er Jahre mit Wucht in die Kinderzimmer und entfalteten Zustände zwischen ätherischer Vergeistigung, vorgelebter Überschreitung, neoruralem Technologiepessimismus, mystisch-dunkler Fantasie oder berauschtem Surrealismus. Im Kinderbuch jener Zeit kommen angewandte Grafik, Kunst, Literatur und Pädagogik zusammen. Das Vorhaben, das Kind und die Kindheit in die Nähe des Zentrums der künstlerischen und literarischen Avantgarde zu rücken, traf auf die pädagogische Dimension des Mediums und die reformpädagogischen Bestrebungen jener Zeit. Welche Geschichten wurden damals erzählt? Welche Geschichten wollen wir heute erzählen?
Im Fahrenden Raum ist die Kinderbuchsammlung Ausgangspunkt für pädagogische Aktionen und Produktionsstätte eigener Bilderbücher. So finden Tanz, Theater und Performance Eingang in das Bilderbuch. Ausgehend von den Büchern der Moskauer Konzeptualisten mit ihrem Sinn für die Vermittlung der Zusammenhänge geologischer Prozesse und industrieller Produktion, erzählen wir die «Biographie des Erdöls» und Geschichten über die Veränderung von Landschaft und Stadt.

Luca Beeler (*1985) lebt in Zürich und ist als und Kurator tätig. Cédric Eisenring (*1983) lebt und arbeitet als Künstler in Zürich und New York. Carmen Tobler (*1985) lebt in Zürich und ist als Buchgestalterin und in einer Galerie tätig. Zusammen leiten sie den Verlag Bleach.